FLAMIN´ GROOVIES
SHAKE SOME ACTION
(USA 1976)
Der Vollständigkeit halber nachfolgend noch die sieben weiteren unwiderruflichen Definitionen des Begriffes Schönheit, betrachtet im Kontext ihrer jeweiligen Erscheinungsform, geordnet nach den für Männer relevanten Spaßfaktoren, unabhängig von Tageszeit und Promillegehalt:
Ein schöner Tag
Aufstehen, Morgentoilette, kurzes Check-Up. Keine Zahnschmerzen, kein Sodbrennen, lediglich ein zartes Hungergefühl. Zeitung holen, Zeitung aufschlagen und lesen, daß Mariah Carey mit ihrem Gitarristen Gunter Gabriel für zehn Jahre auf Afghanistan-Tournee ist und John Lydon sie begleitet. Pott Kaffee kochen. Frühstück machen. Scheibe Roggenbrot, eine Hälfte Schmierkäse, eine Hälfte Salami. Frühstück einnehmen. Dazu Musik. Wahrscheinlich die erste Seite von "Wish You Were Here" von BADFINGER, danach vielleicht irgendwas von Jackson Browne.
Dann fünf Stunden Spaziergang. Kein Regen. In der Stadt klingen Handys, im Wald tirilieren Vögel. Das ganze Bargeld mit einem Schlag verjubeln. Der Kakao von der Tankstelle schmeckt gut und erfrischt.
Nach Hause kommen, sich frisch machen und in Schale schmeißen, bestehend aus edelster Ballonseide und einem Paar Schlappen. Glotze an. Ein Videoabend mit Erdnüssen und dreißig Folgen von "King Of Queens" zum gepflegten Totlachen. Wahrscheinlich wird die Menschheit überleben, wenn sie nur bei jeden zweiten Gag lacht. Fernsehen ausmachen, Zähne putzen, zu Bett gehen. Dem Herrgott für diese wundervollen Stunden danken und beten, daß der nächste Tag genauso schön wird.
Schöne Autos
sind älter als Jeanette Biedermann und schmecken gut, wenn man dran leckt. Es nutzt nichts, wenn man dies tut, aber es schadet auch nicht, wenn die Karosserie in Metallic-Farben lackiert ist. Pastelltöne bieten sich sich als Alternative zum hohen Energieverbrauch an, kühn gestylte Heckflossen als Adäquariat progressiven Denkens und vom blank geputzten Chrom wollen wir besser gar nicht erst reden. Im CD-Player läuft kein Boller-Techno, weil im kleinen Radio dezenter Country-Swing läuft.
Schöne Frauen
Wenn wir an Frauen denken, denken wir natürlich in erster Linie an Nasen. Wir schätzen die Kurven dieser Frucht, ihre zarten Rundungen, aber auch die stilvoll inszenierte Nacktheit und die betörende Art, wie Frauen beim Gehen mit ihren Nasen wackeln.
Als primäres Qualitätsmerkmal ist daher die Nase von entscheidender Bedeutung. Wir unterscheiden zwei Typen, die der Fachmann Gurke vulgaris und Griechischer Königszinken nennt. Die herkömmliche, eher kleine und nicht allzu ausgeprägte Variante erinnert an Türstopper aus Gummi, was sich als eher unvorteilhaft für stilvolle Konversation politischen Inhalts erweist. Wesentlich günstiger für alle Beteiligten ist es hingegen, wenn die Nase mit schmalem, aber langem Strich weit in das Weltall ragt, sich ungefähr in der Hälfte ihrer Strecke von der Wurzel bis zur Spitze leicht und kaum sichtbar hinauf zu den Göttern wölbt oder es eben sein läßt, wenn die erforderliche Mindestlänge von einer flüchtig angerauchten Zigarette erreicht ist. Verfügt die Glückliche über einen derartigen Apparat, sollte sie aber auch in der Lage sein, sich entsprechend fortzubewegen. Ratsam sind kleine Schritte, selbige aber mit katzenhafter Eleganz und Würde. Den Kopf bitte leicht nach oben neigen und dabei die Brust herausstrecken, sodaß das Wesentliche ebenfalls nach oben neigt. Üben Sie das, meine Teuerste! Trippeln muß aussehen wie Schreiten und Hochnäsigkeit wie Stolz.
Nicht zu unterschätzen sind auch die Debakel, die manche Frauen mit ihren Haaren anrichten, da gibt es etliche Beispiele aus Funk, Fernsehen und Fußgängerzonen. Dabei ist die Lösung so einfach: Die Fließrichtung der Haare sollte vertikal von der Stirn aus erfolgen, oder bei kurzem Pony stark angewinkelt aus der Nähe eines Ohres, empfehlenswert ist natürlich eine Kombination aus beidem. Mit etwas Geschick vereint man die beiden Stränge so harmonisch wie Rhein und Mosel am Deutschen Eck in Koblenz. Wichtig ist, daß die Haare die Hälfte des Gesichts bedecken und zwar so, daß ein Auge stets verdeckt ist.
Gedeihlich ist zudem das Tragen einer Mütze, bei blonden Frauen bietet sich ein schwarzes Jacket an, aber nur, wenn die Haare nicht zu lang sind, sonst Jeansjacke, aber dann keine Mütze. Bei dunklen Haarfarben niemals Mütze, sondern einen Hut, der aber nicht gerade, sondern schräg aufzusetzen ist. In diesem Fall entfallen Jeansjacke und Jacket komplett, stattdessen empfiehlt sich ein Bikini aus der UdSSR zu Zeiten Jurij Andropows oder eine weiße Bluse mit schwarzer Weste aus einem anderen Teil der Welt, oder, wenn man denn unbedingt ein Jacket tragen möchte, die Haare blond zu färben.
Zu guter Letzt: Zähne. Um dem Lächeln einer Frau ein Höchstmaß an Attraktivität zu verleihen, sollten sie leichte Mängel und Schräglagen aufweisen und somit möglichst realitätsnah den Fluß eines mitunter harten Lebens symbolisieren. Sollten die Zähne unglücklicherweise gerade und ebenmäßig gewachsen sein, bietet sich ein Gang zum Schönheitschirurgen an.
Ein schönes Plätzchen
Das ist zweifellos die Camping-Gaststätte Bei Karin am Baldeneysee in Essen. Umgeben von einer Landschaft, für die das Wort "idyllisch" eine maßlose Untertreibung darstellt, läßt es sich dort schon mal ein paar Stunden aushalten. Auf robusten Gartenstühlen sitzend kann man den vorbeiskatenden sportlichen und gut gebauten Frauen in Ruhe auf die Nasen schauen, sich dabei eine Flasche Bier nach der anderen einfahren und sich so seine Gedanken machen. Wem das zu anspruchsvoll ist, sollte dabei zusehen, wie Opas im Ruhrgebiet ihren Enkeln Eis kaufen.
Schöne Herrenhaarschnitte
Es gibt positive Beispiele, denen man nachahmen sollte, wenn man aus ideologischen oder altersbedingten Gründen nicht zur Working Class gehört: Keith Richards 1978, Rock Hudson 1963, Patrick Owomoyela 2005.
Schöne Hochhäuser
Große Baumeister fanden sich in der ehemaligen DDR. Vor ihrer Sanierung imponierten vor allem die Hochhäuser Ost-Berlins durch geballtes Auftreten und deprimierende Fassaden, die ihre Faszination aus der Vorstellung ziehen, daß man beim Wohnen in diesen Dingern seine Lebensqualität nicht unbedingt verschlechtert, wenn man abends noch eine Prise PUHDYS und STERN COMBO MEISSEN hört. Bei entsprechendem Nieselregen lassen sich interessante Farbspielereien der grauen Dunstglocke mit dem verwittertem Orange in der zwölften Etage beobachten, was man auch von grün gestrichenem Beton behaupten kann. Bedauerlich, daß es PKWs mit Katalysatoren gibt und auch die Industrie Abgasnormen erfüllen muß, wo doch erst der sichtbare Umwelteinfluß einem Gebäude den Charakter verleiht.
Schöne Sonnenuntergänge
spiegeln sich in den Fenstern von Hochhäusern und sind noch besser, wenn man sie mit einem Mädchen mit einer schönen Nase genießt.