STATUS QUO
ROCKIN´ ALL OVER THE WORLD
(GB 1977)
In meinem Elternhaus war man mit den Jahren bescheidener geworden, speziell, was die schulischen Leistungen der Tonk Brothers betraf. Ich war zwölf und legte in jenen Tagen eine irre Serie von acht "ausreichenden" Klassenarbeiten in Folge hin, was von Papi und Mami verdientermaßen mit einem Plattenspieler honoriert wurde. So verzichtete ich am darauffolgenden Taschengeldtag schweren Herzens auf die Schachtel Ernte 23 und ging stattdessen nach Radio Uhlenbruch, um sechs Mark gewinnbringend anzulegen.
Mit Rockin´ All Over The World von Status Quo kehrte ich zurück. Doch mein Entzücken über den in den Sack kriechenden Boogie der vier Briten verwandelte sich alsbald in blankes Entsetzen, als die Platte noch in der ersten Strophe plötzlich hängenblieb. Ich gab dem Tonarm einen kleinen Schubser, die Platte kam zwei Zeilen weiter und steckte wieder fest. Mist! Hatte ich etwa eine Fehlpressung erwischt? Am Plattenspieler, einem drahtigen Universum Pro-Jugend mit Servolenkung, konnte es ja wohl nicht liegen.
In diesem Moment fielen mir meine Physik-Kenntnisse zum ersten mal so richtig positiv auf. Ich legte einfach einen Holzklotz aus der Spielkiste meines Bruders beschwerend auf den Tonarm, geniale Idee, oder? Jedenfalls konnte ich von da an meine Single ohne Werbeunterbrechung genießen und mußte neidlos anerkennen, daß sich Status Quo ihren Platz neben den Beatles ehrlich erarbeitet hatten.
Niemals mehr hatte Handwerk so goldenen Boden wie in jenen grauen Tagen. Auf Rockin´ All Over The World, einer Komposition vom genialen CCR-Leader John Fogerty, scheuerten sich Status Quo ihre blauen Jeans-Anzüge wund, was Sinn macht, wenn man sich die häßlichen Klamotten genauer betrachtet.
Unter´m Arsch den harten Beat vom Drummer John Coughlan und Bass-Fred Alan Lancaster zogen sie durch die Nacht, damals. Beide Boys trugen den Schnauzbart auch in ihrer Freizeit, aber in erster Linie natürlich Jeans und coole Schuhe. Der Bandleader Francis Rossi hatte ziemlich lange Haare, finde ich. Sie hingen glatt vom Schädel, sahen aber gewaschen aus. Na, immerhin. Herr Rossi war italienischer Abstammung und suchte das Glück im Musikmachen. Naja. Der eine wird Schlosser, der andere geht in die freie Wirtschaft, so ist das eben. Status Quo zum Beispiel können nach fast 35 Jahren Betriebsdauer mal so langsam in Rente gehen.
Machen sie aber nicht. Weil: Sie liken, sie liken, sie la-la-liken it. Noch törnen sie zuviel Kids an, die sonst auf der Straße vergammeln würden, politisieren diese und schicken sie runter runter in die Armee jetzt. Aber das ist eine andere Geschichte.